
Die Belém-Deklaration für pflanzliche Ernährung
Die Belém-Deklaration fordert nationale Regierungen auf, Aktionspläne für pflanzliche Lebensmittel auszuarbeiten und umzusetzen, um eine gesunde und nachhaltige Ernährung zu fördern. Verfasst wurde sie von führenden Vertreter:innen von Stadt- und Regionalregierungen, Nichtregierungsorganisationen und anderen Interessengruppen.

Die Belém-Deklaration erkennt die vielfältige Rolle an1 2, die eine pflanzliche Ernährung bei der Eindämmung der Klimakrise spielt. Sie fordert die nationalen Regierungen auf, umfassende und ehrgeizige Aktionspläne zur Förderung pflanzlicher Lebensmittel zu erstellen und umzusetzen.
Die Aktionspläne sollten konkrete Maßnahmen zur Förderung der Erzeugung und des Verzehrs von pflanzlichen Lebensmitteln enthalten3, und zwar durch Initiativen, die von den nationalen Regierungen unterstützt werden und an denen Städte sowie regionale Regierungen beteiligt sind.
Als Unterzeichnende dieser Deklaration verpflichten wir uns, gemeinsame und inklusive Bemühungen zu stärken, um den Übergang zu einer pflanzlicheren Ernährung mittels der Entwicklung nationaler Aktionspläne für pflanzliche Lebensmittel durch alle UN-Mitgliedsstaaten zu beschleunigen.
01
Eindämmung des Klimawandels

Fast alle Länder benennen in ihren national festgelegten Beiträgen (NDCs) Agrar- und Ernährungssysteme als Priorität für die Anpassung an den Klimawandel (94 %) und die Minderung von Treibhausgas-Emissionen (91 %).4
Mehr als 150 Nationen haben die Erklärung der COP 28 der Vereinigten Arabischen Emirate über nachhaltige Landwirtschaft, widerstandsfähige Nahrungsmittelsysteme und Klimaschutz unterzeichnet, um Praktiken mit höheren Treibhausgas-Emissionen durch nachhaltigere Produktionsverfahren zu ersetzen und verantwortungsvolles Konsumverhalten zu fördern.5

Der Bericht des Weltklimarats (IPCC) aus dem Jahr 2022 über die Eindämmung des Klimawandels hebt die Umstellung auf eine pflanzenbasierte Ernährung als wichtige Maßnahme zum Klimaschutz hervor.6
Das IPCC hat festgestellt, dass eine pflanzliche Ernährung im Vergleich zu den derzeitigen Ernährungsgewohnheiten in den meisten Industrieländern zu einer erheblichen Verringerung der Treibhausgas-Emissionen führen kann.7 8
02
Vorteile für die Gesundheit der Bevölkerung
Eine ausgewogene pflanzenbasierte Ernährung wird mit einem geringeren Risiko für eine frühzeitige Sterblichkeit in Verbindung gebracht. Sie kann außerdem das Risiko für ernährungsmitbedingte Krankheiten wie Typ-2-Diabetes, Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken.9
Im IPCC-Bericht 2022 über die Eindämmung des Klimawandels heißt es, dass eine ausgewogene Ernährung Getreide, Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse sowie Nüsse und Samen beinhaltet.10
Das UN-Umweltprogramm11 weist darauf hin, dass pflanzliche Eiweißquellen wie Bohnen, Erbsen und Linsen den Proteinbedarf der meisten gesunden Erwachsenen decken und den individuellen CO2-Fußabdruck verringern können.

03
Schutz der Biodiversität
Ein unabhängiger Bericht, der vom UN-Umweltprogramm unterstützt wird, bezeichnet die Umstellung auf eine pflanzliche Ernährung als einen der drei wichtigsten Hebel zur Verringerung der Beanspruchung von Landflächen, zur Eindämmung des Verlusts der biologischen Vielfalt und zur Schaffung eines nachhaltigeren Lebensmittelsystems.12
Eine Umstellung auf pflanzenbasierte Lebensmittel in einkommensstarken Ländern bringt eine „doppelte Dividende“ mit sich: Treibhausgas-Emissionen aus der Landwirtschaft werden in diesen Ländern um 61 % reduziert, Kohlenstoff wird in einem Ausmaß gebunden, das den globalen landwirtschaftlichen Emissionen von 14 Jahren entspricht.13 14

04
Ernährungssicherheit und Widerstandsfähigkeit

Viele Länder im globalen Süden haben pflanzliche Ernährungstraditionen, die bewahrt werden müssen, um die Ernährungssicherheit, das kulturelle Erbe und das indigene Wissen zu erhalten.15
Deren lokale Lebensmittelproduktion auf den sogenannten „Small Islands“, die seit Langem auf ballaststoffreiche pflanzliche Lebensmittel ausgerichtet ist, kann dazu beitragen, gesunde und klimaresistente Lebensmittelsysteme in diesen Ländern wiederzuerlangen.16
Der Anbau von mehr Nahrungsmitteln für den direkten menschlichen Verzehr statt für Futtermittel für sogenannte Nutztiere, kann die Lebensmittelknappheit verringern.17 18 19 20

Wir, die Unterzeichnenden, rufen die UN-Mitgliedsstaaten im Hinblick auf die bevorstehende UNFCCC-Vertragsstaatenkonferenz der Klimarahmenkonvention (COP 30), die Brasilien im November 2025 in Belém ausrichten wird, dazu auf:
- Nationale Aktionspläne für pflanzliche Lebensmittel einzuführen, um eine gesunde und nachhaltige Ernährung – vom Anbau bis zum Verzehr – zu fördern. Dadurch soll sogleich die Ernährungssicherheit und Widerstandsfähigkeit erhöht, die öffentliche Gesundheit verbessert, der Klimawandel eingedämmt, die biologische Vielfalt geschützt und wiederhergestellt, wirtschaftliche Vorteile erzielt und politische Kohärenz gewährleistet werden.
- Sich zu einer Frist für die Veröffentlichung der nationalen Aktionspläne für pflanzliche Lebensmittel zu verpflichten, damit diese auf der COP 32 im Jahr 2027 zur Diskussion gestellt werden können.
- Sich zur finanziellen Unterstützung der Umsetzung der nationalen Aktionspläne für pflanzliche Lebensmittel aus den Budgets für die Förderung von Agrarerzeugnisse zu verpflichten.

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References
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- Xu, X., P. Sharma, S. Shu, et al. (2021): Global greenhouse gas emissions from animal-based foods are twice those of plant-based foods. Nature Food 2(9), 724–732. doi:10.1038/s43016-021-00358-x
- Zu den pflanzlichen Lebensmitteln können frisches Obst, Gemüse, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse, Pilze, Tofu, Tempeh sowie pflanzliche Alternativen zu tierischen Produkten gehören, die nährstoffreich und mit den WHO-Richtlinien für Salz-, Zucker- und Fettgehalt vereinbar sind.
- FAO (2024): COP29: New FAO analysis maps Nationally Determined Contributions, identifies opportunities, gaps and risks related to agrifood climate solutions. Online unter: https://www.fao.org/newsroom/detail/cop29–new-fao-analysis-maps-nationally-determined-contributions–identifies-opportunities–gaps-and-risks-related-to-agrifood-climate-solutions/en [22.03.2025]
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