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Angereicherte Lebensmittel für eine entspannte Nährstoffversorgung

Für eine gesunde Ernährung ist die Deckung aller wichtigen Nährstoffe essenziell. Angereicherte Lebensmittel können den täglichen Speiseplan sinnvoll ergänzen und die Nährstoffversorgung erleichtern – unabhängig davon, ob man sich mischköstlich, vegetarisch oder vegan ernährt.

Die Vielfalt angereicherter Lebensmittel

Bei angereicherten Produkten handelt es sich um Lebensmittel, denen verschiedene Mikro- und Makronährstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe und/oder Probiotika hinzugefügt werden. Die Bandbreite der angereicherten Produkte ist groß: von haushaltsüblichem Jodsalz bis hin zu Wellness- und Sportgetränken. Auch bei aktuell beliebten Kuhmilchprodukten und Backwaren mit erhöhtem Proteingehalt handelt es sich um angereicherte Lebensmittel, denen zusätzlich Protein (Eiweiß) zugesetzt wird. Die gesellschaftliche Akzeptanz für angereicherte Lebensmittel hängt stark von der Aufklärung und den Ernährungstrends ab.

Unter Anreicherung eines Lebensmittels werden grundsätzlich 2 Herangehensweisen verstanden:

  • Die Wiederherstellung der Nährstoffe, die im industriellen Herstellungsprozess verloren gingen (Beispiel Vitamin C bei Säften).
  • Die Verbesserung des Nährstoffprofils eines Lebensmittels, um den täglichen Bedarf der Mehrheitsbevölkerung zu decken und Nährstoffdefizite zu vermeiden (Beispiel Jodsalz, Folsäure). Dabei können auch Nährstoffe hinzugefügt werden, die im ursprünglichen Lebensmittel nicht ausreichend vorhanden sind (Beispiel Calcium in Pflanzenmilch).1

Angereicherte Lebensmittel können Defizite vorbeugen

Laut Bundesinstitut für Risikobewertung soll die Anreicherung von Lebensmitteln Defizite in der Nährstoffaufnahme ausgleichen,2 die bei jeder Ernährungsform vorkommen können. Auf eine ausreichende Zufuhr von Vitamin DEisen und Jod soll grundsätzlich geachtet werden. Bei einer mischköstlichen Ernährung können außerdem Ballaststoffe, Folsäure, Vitamin C, Vitamin E und Magnesium zu kurz kommen. Bei einer vegetarischen Ernährung ist besonders auf eine ausreichende Zufuhr von Zink und Omega-3-Fettsäuren zu achten; bei einer veganen Ernährung zusätzlich auf Vitamin B₂Vitamin B₁₂Calcium und Selen.3 Angereicherte Lebensmittel können somit potenzielle Defizite vorbeugen – und das bei jeder Ernährungsweise.

Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt angereicherte Lebensmittel

In Deutschland ist die Anreicherung freiwillig. In vielen anderen Ländern ist es wiederum verpflichtend, bestimmte Lebensmittel mit Nährstoffen anzureichern.4 Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) befürwortet die Anreicherung von Lebensmitteln als präventive Maßnahme gegen Mangel- und Unterernährung und gibt Richtlinien vor, wie Regierungen dies umsetzen können.5

Laut WHO ist ein Drittel der Weltbevölkerung (etwa 2,5 Milliarden Menschen) mangel- oder unterernährt. Dies betrifft nicht nur die sogenannten Entwicklungsländer. Vor allem unter den folgenden 3 Mikronährstoffen kommt es zur Unterversorgung (Angaben zur Anzahl unterversorgter Menschen):6

 EisenJodVitamin A (Kinder)
Afrika244 Mio.260 Mio.53 Mio.
Nord- und Südamerika141 Mio.75 Mio.16 Mio.
Südostasien779 Mio.624 Mio.127 Mio.
Europa84 Mio.436 Mio.keine Daten verfügbar
Südosteuropa184 Mio.229 Mio.22 Mio.
Westliche Pazifikregion589 Mio.365 Mio.27 Mio.

Sowohl tierische als auch pflanzliche Lebensmittel werden oft angereichert

In den USA ist die Anreicherung von Kuhmilch mit Vitamin D gängig, in Kanada sogar verpflichtend.7 Auch das Tierfutter wird vielerorts mit Vitamin D angereichert. Die Tiere in der Massentierhaltung haben meist keinen Kontakt mit Sonnenlicht, weshalb sie ihr körpereigenes Vitamin D nicht produzieren können. Dies beeinflusst die Nährstoffzusammensetzung der Milch. Aus diesem Grund wird der Vitamin-D-Mangel über die Anreicherung des Tierfutters und der Milchprodukte kompensiert. In Israel etwa werden alle flüssigen und weichen Milchprodukte, inklusive Milch und pflanzliche Milchalternativen, weiche Käsesorten und Joghurts, mit 10 Mikrogramm Vitamin D pro Liter angereichert,8 ähnlich wie in Kanada. In Indien, wo ein Großteil der Bevölkerung sich vegan-vegetarisch ernährt, werden Mehl und Reis mit Eisen und Vitamin B₁₂ angereichert.9

Vorreiter: US-amerikanische Ernährungsrichtlinien

Die mit Calcium, Vitamin A und Vitamin D angereicherte Sojamilch wird in US-amerikanischen Ernährungsrichtlinien der Lebensmittelgruppe Milchprodukte zugerechnet, weil ihr Nährstoffprofil dem von Kuhmilch ähnelt. Der große Vorteil von Sojamilch im Vergleich zu Kuhmilch ist der geringere Fettgehalt bei gleichzeitigem vorteilhafteren Fettsäuremuster (ungesättigte Fettsäuren). Angereicherte Sojaprodukte werden in den US-amerikanischen Ernährungsrichtlinien für alle Ernährungsweisen ausdrücklich empfohlen.10

Für angereicherte Lebensmittel gelten Obergrenzen

In Deutschland werden pflanzlichen Lebensmitteln häufig Vitamin B₁₂Calcium und Vitamin D zugesetzt. Eine Überversorgung durch angereicherte Lebensmittel ist innerhalb einer ausgewogenen Ernährung in der Regel nicht möglich. Der zugesetzte Nährstoffanteil richtet sich nach den sogenannten tolerierbaren Obergrenzen für die Tageszufuhr und deckt nur einen kleinen Anteil des Tagesbedarfs (meist 15 % der täglichen Menge pro 100 Gramm oder Milliliter). Dadurch sind zusätzliche Nährstoffaufnahmen bei potenziellen Defiziten möglich, während die Mehrheit der gut versorgten Bevölkerung vor übermäßigen Nährstoffaufnahmen geschützt wird.11 Vorsicht ist jedoch bei Nahrungsergänzungs- und Arzneimitteln sowie bei Produkten aus dem Onlinehandel geboten – hier ist eine übermäßige Zufuhr durchaus möglich.

Die Nährstoffaufnahme ist von vielen Faktoren abhängig

Auch in „natürlichen“ Produkten können die Nährstoffmengen sehr stark variieren. Diese sind etwa von der Ursprungsregion, der Kochmethode und der Dauer der Lagerung abhängig. Außerdem ist die biologische Verfügbarkeit, also die Menge des Nährstoffs, die der Körper tatsächlich aufnehmen und verwerten kann, nicht immer gleich. Zum Beispiel wenn verschiedene Produkte gleichzeitig verzehrt werden, kann die Nährstoffaufnahme gefördert oder gehemmt werden. Also selbst wenn wir unsere Ernährung sehr penibel planen, können wir nicht auf alles einen direkten Einfluss nehmen.

Nährwerte im Vergleich: Frühstück mit versus ohne angereicherte Sojamilch

Zutaten für eine Portion Beeren-Müsli

  • 50 g Haferflocken
  • 50 g Beeren
  • 1 Feige, getrocknet
  • 10 g Mandeln
  • 10 g Haselnüsse
  • 200 ml Sojamilch

Wird das Müsli mit einer nicht angereicherten Sojamilch zubereitet, enthält eine Portion nur 80 mg Calcium und damit weniger als 10 % der empfohlenen täglichen Calciumzufuhr. Wird stattdessen eine mit Calcium angereicherte Sojamilch verwendet, enthält eine Portion Müsli 320 mg Calcium und damit bereits etwa ein Drittel des täglichen Calciumbedarfs eines Erwachsenen von 1.000 mg.12 Daher lohnt sich der Griff zu mit Calcium angereicherter Pflanzenmilch.

Schon gewusst? Angereicherte Pflanzenmilch enthält genauso viel Calcium wie Kuhmilch, also 120 mg Calcium pro 100 ml.

Entspannt versorgt mit angereicherten Lebensmitteln

Jeder Speiseplan sollte ausgewogen gestaltet werden und eine Fülle von Getreide, Hülsenfrüchten, Nüssen, Gemüse und Obst beinhalten. Trotzdem ist eine komplette Kontrolle über alle aufgenommenen und verwerteten Nährstoffe kaum möglich und macht nur bedingt Spaß – egal ob bei Mischkost oder bei pflanzlichen Lebensstilen. Integrieren wir einen gewissen Anteil an angereicherten Lebensmitteln in den Speiseplan, fällt es uns leichter, den täglichen Nährstoffbedarf zu decken. Zusätzlich ist es empfehlenswert, die Blutwerte unabhängig von der Kostform jährlich kontrollieren zu lassen. Liegt ein Nährstoffmangel vor, sollte die Behandlung mit Nahrungsergänzungs- oder Arzneimittel nur unter ärztlicher Betreuung erfolgen.

Pro Gesundheit

In diesem Artikel geht es um allgemeine Ernährungstipps. Wenn du Bedenken bezüglich deiner Ernährung hast, wende dich bitte an deine Hausarztpraxis, um eine Überweisung für eine Ernährungsberatung zu erhalten. Bespreche die Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln mit einer medizinischen Fachkraft, um sicherzustellen, dass die Präparate für dich geeignet sind. Setze nie deine verschriebenen Medikamente ab, ohne vorher mit deiner Ärztin oder deinem Arzt gesprochen zu haben.

Quellen

  1. Ministry of Health of Israel (2020): Health behaviours. Healthful nutrition. Healthy Israel 2020. Online unter: https://www.health.gov.il/PublicationsFiles/nutrition-2020_en.pdf [12.05.2021]
  2. Bundesinstitut für Risikobewertung: Gesundheitliche Risikobewertung von angereicherten Lebensmitteln. Online unter: https://www.bfr.bund.de/de/gesundheitliche_risikobewertung_von_angereicherten_lebensmitteln-54492.html [12.05.2021]
  3. Weder S., C. Schaefer, M. Keller (2018): The Gießen vegan food pyramid. Ernährungsumschau 2018; 65(8), p. 134–43, doi: 10.4455/eu.2018.031.
  4. Global Fortification Data Exchange (2021): Mandatory fortification. Online unter: https://fortificationdata.org/interactive-map-fortification-legislation/ [12.05.2021]
  5. World Health Organization & Food and Agriculture Organization of the United Nations (2006): Guidelines on food fortification with micronutrients. World Health Organization, Food and Agriculture Organization of the United Nations, Geneva; Rome. Online unter: https://www.who.int/publications/i/item/9241594012 [12.05.2021]
  6. World Health Organization & Food and Agriculture Organization of the United Nations (2006): Guidelines on food fortification with micronutrients. World Health Organization, Food and Agriculture Organization of the United Nations, Geneva; Rome. Online unter: https://www.who.int/publications/i/item/9241594012 [12.05.2021]
  7. Ministry of Health of Israel (2020): Health behaviours. Healthful nutrition. Healthy Israel 2020. Online unter: https://www.health.gov.il/PublicationsFiles/nutrition-2020_en.pdf [12.05.2021]
  8. Ministry of Health of Israel (2020): Health behaviours. Healthful nutrition. Healthy Israel 2020. Online unter: https://www.health.gov.il/PublicationsFiles/nutrition-2020_en.pdf [12.05.2021]
  9. Food Safety and Standards Authority of India. Online unter: https://ffrc.fssai.gov.in/ [12.05.2021]
  10. U.S. Department of Health and Human Services and U.S. Department of Agriculture (2015): 2015–2020 Dietary Guidelines for Americans. 8th Edition. December 2015. Online unter: http://health.gov/dietaryguidelines/2015/guidelines/ [12.05.2021]
  11. Bundesinstitut für Risikobewertung (2021): Aktualisierte Höchstmengenvorschläge für Vitamine und Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln und angereicherten Lebensmitteln: Stellungnahme Nr. 009/2021 des BfR vom 15. März 2021. doi:10.17590/20210315-143130.
  12. Die Nährwertberechnung wurde mit der Nährwertberechnungssoftware “nut.s” durchgeführt.

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